Mit Kuhglocken feuerten Neckargemünder Grüne die Teilnehmer des 12. Pacemakers-Radmarathon an, allen voran den Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein (Bündnis 90/Die Grünen) und dessen Freund Tom Hauff, die sich beim Rathaus Neckargemünd in das Teilnehmerfeld einreihten.
Der Radmarathon gegen Atomwaffen war am frühen Morgen in Bretten gestartet und so ließ für die Neckargemünder die erste Pause in Heidelberg nicht lange auf sich warten. Katzenstein, der schon mehrfach an der sportlichen Tour teilgenommen hatte, fuhr zum ersten Mal als Landtagsabgeordneter mit. Er war damit zugleich der bisher erste und einzige Vertreter des Stuttgarter Landtags im regenbogenfarbenen Trikot der Pacemakers (zu deutsch „Schrittmacher“). Obwohl durch Wahlkampf und Abgeordnetentätigkeit im Trainingsrückstand schaffte er bei einer der beiden Bergwertungen sogar den dritten Rang.
Auf dem Kornmarkt in Heidelberg verlas er ein Grußwort des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne), der im vergangenen Jahr noch selbst ein Stück mitgeradelt war. „Sie setzen sich sportlich für das politische Ziel einer friedlichen und gerechten Welt ohne Atomwaffen ein und tragen diese Botschaft in die Bevölkerung hinaus“, lobte der Minister und stellte fest, der Radmarathon schaffe eine einmalige Verbindung zwischen dem Radsport und der Friedensbewegung.
Mit Hermann sprach sich Katzenstein für den Abzug der US-Atomwaffen in Deutschland und die weltweite nukleare Abrüstung aus. „Die Atombombe ist eine menschenverachtende Waffe, deren Einsatz katastrophale und nie wiedergutzumachende humanitäre und ökologische Folgen hat“, mahnte er. „Wir drängen auf den Abschluss einer Konvention zum Verbot aller Nuklearwaffen. Unsere Vision ist und bleibt eine Welt ohne Atomwaffen!“, rief Katzenstein unter Applaus.
Derart motiviert traten die rund 150 Teilnehmenden wieder kräftig in die Pedale.
Bürgermeisterin Dr. Freundlieb begrüßte sie vor dem Mannheimer Rathaus, wo sie anschließend mit Pasta verköstigt wurden. In Ramstein trafen sie auf die Radler*innen der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK) Bayern und hielten Schilder mit Namen von nach US-Drohnenangriffen in Pakistan getöteten Kindern in die Höhe. Über Neustadt/Weinstraße kehrten sie gegen 21 Uhr nach Bretten zurück.
Gut zwei Dutzend Unerschrockenen reichte die 340 Kilometer lange Ausfahrt bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern aber offensichtlich nicht aus. Sie fuhren in der Nacht noch zusätzlich die rund 220 Kilometer lange Schlaufe der „XXL-Variante“ über Pforzheim, das Atomkeller-Museum Haigerloch, Tübingen, Stuttgart und zurück nach Bretten.
Die Pacemakers sind Teil der bundesweiten Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“. Sie kritisieren, dass auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel noch immer rund zwanzig US-Atomwaffen lagern, die in den kommenden Jahren durch zielgenauere Typen ersetzt werden sollen. Damit, so die Befürchtung, könnte die Hemmschwelle für einen Atomwaffeneinsatz sinken.