Gemeinsame Presseerklärung zum Gespräch des VHS-Vorstands mit MdL Hermino Katzenstein, 08.05.2020

Versammlungsverbote, Kursausfälle, Schließung – Kultur- und Bildungseinrichtungen wie die Volkshochschule Eberbach-Neckargemünd sind durch die Corona-Krise in besonderem Maße betroffen. Die immensen Einnahmeverluste durch die langdauernde Schließung bei fortlaufenden Kosten können nicht allein von den Mitgliedskommunen getragen werden. Wie soll, wie kann es nun weitergehen? Der Vorstand der vhs, Bürgermeister Peter Reichert aus Eberbach (1. Vorsitzender), Bürgermeister Frank Volk aus Neckargemünd (2. Vorsitzender) und die Gaiberger Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel (3. Vorsitzende) hatten dieser Tage bereits mit einem eindrücklichen Brief die Bundes- und Landtagsabgeordneten um Unterstützung gebeten. Nun traten sie am 8. Mai im Rathaus Neckargemünd zu einer Krisensitzung des Vorstands zusammen, gemeinsam mit dem neuen VHS-Leiter Dr. Malte Awolin und MdL Hermino Katzenstein, Landtagsabgeordneter der Grünen. Letzterer war der Einladung gefolgt, sich von der Situation der vhs Eberbach-Neckargemünd im Gespräch mit den Verantwortlichen selbst ein Bild zu machen.
Die Sorgen stehen den drei Vorständen und dem neuen vhs-Leiter ins Gesicht geschrieben: Die vhs Eberbach-Neckargemünd soll weiterbestehen können, ist sie doch eine tragende Säule des kulturellen Lebens und Bildungsangebotes für Erwachsene in den Mitgliedsgemeinden. Jeder Monat der Schließung ergibt aber ein Defizit von 30.000 – 40.000 Euro durch ausgefallene Kursgebühren sowie weiterlaufende Personal- und Sachkosten – der Löwenanteil von rund 23.500 € entfällt auf die Kursausfälle – obwohl die Gemeinden kostenlos Räume zur Ver
fügung stellen und die vhs regelmäßig finanziell unterstützen. Größere finanzielle Reserven hat die vhs nicht. „Wenn die Kurse jetzt allmählich wieder gut anlaufen“, so Dr. Malte Awolin, „wäre das irgendwie noch zu stemmen, aber wir wissen alle nicht, wie es längerfristig weitergeht.“ Fakt ist: die Corona-Krise trifft die vhs gleich mehrfach in ihrem Kern. Anders als etwa bei den Musikschulen sind mehr als 50 % der Kursteilnehmer ältere Menschen, die die Präsenzkurse als gesellige Veranstaltungen schätzen, die aber wegen ihrer Gesundheit dazu tendieren, Kurse abzusagen bzw. von der Buchung weiterer Kurse erst einmal abzusehen. Dazu kommt, dass auch bei einer Wiedereröffnung gerade die beliebtesten Kurse, die im Bereich Gesundheit und Sprachen, nur in kleineren Gruppen unterrichtet werden können, was den Bedarf (und die Kosten) für Räume und Dozenten zusätzlich erhöht.
„Wir brauchen eine langfristige, nachhaltige Lösung für die Zukunft, und wir müssen uns weitere Altersgruppen und Betätigungsfelder für die vhs erschließen“, stellt der Neckargemünder Bürgermeister Frank Volk fest. Alle sind sich einig: die vhs soll unbedingt erhalten bleiben, denn sie ist gerade im ländlichen Raum ein wichtiges Bildungsangebot und verbindendes Element. Ein Schritt in die richtige Richtung könnte die Zweigleisigkeit sein: mit dem Erhalt des
Präsenzunterrichts im Sinne der sozialen, verbindenden Komponente, und zugleich Ausbau des digitalen Angebotes, mit dem die vhs im Zuge der Krise sehr erfolgreich gestartet ist – ein wichtiges Zukunftsfeld, das auch jüngere Altersgruppen anspricht. „Trotz allem werden wir weiterhin am Tropf von Bund und Land hängen“, weiß Bürgermeister Peter Reichert. „Ob und wie wir weitermachen können, wird davon abhängen, inwieweit Bund und Land uns weiter unterstützen.“ Denn für die Mitgliedskommunen bedeutet die Corona-Krise eine existenzielle Herausforderung. Angesichts wegbrechender Einnahmen, gestiegener Kosten und dem Problem, sogar bereits erhaltene Mittel wie die Gewerbesteuer ggf. wieder zurückzahlen zu müssen, schlägt die Krise gleich mehrfach zu, und das über die nächsten Jahre hinweg.
Für MdL Hermino Katzenstein, zugleich Stadtrat in Neckargemünd, ist die schwierige Situation der Kommunen sehr präsent, auch der Erhalt der vhs liegt ihm am Herzen. „An der Bildung“, so Katzenstein, „darf man in Deutschland nicht sparen, sie ist der einzige Rohstoff, den wir haben.“ Er fasst die bisherigen Landeshilfen zusammen: das Land Baden-Württemberg habe bereits für dieses Jahr eine Anpassung des Landeszuschusses für die Volkshochschulen an den Bundesdurchschnitt beschlossen. Zusätzlich sei der Soforthilfezuschuss an die baden-württembergischen Kommunen für die erhöhten Kita-Kosten und für die Volkshochschulen von 100 Mio. Euro nochmals um den gleichen Betrag erhöht worden. Für Städte wie Eberbach oder Neckargemünd bedeutet das einen Zuschuss von insgesamt rund 172.000 Euro, die sie unter den vielen hilfsbedürftigen Einrichtungen möglichst gerecht aufteilen wollen. Ob es weitere Hilfeleistungen geben werde, so Katzenstein, sei noch ungewiss. Der tiefe Einblick in die Sorgen der vhs werde ihm in seiner weiteren parlamentarischen Arbeit sehr hilfreich sein.
„Wir sollten uns in Zukunft regelmäßig austauschen“, schlägt Katzenstein vor. In regelmäßigen „Wasserstandsmeldungen“ zu erfahren, wie es den Mitgliedsgemeinden geht, was die vhs selbst unternimmt, und was die Landesregierung weiter plant, kann eine gute Unterstützung dabei sein, die vhs durch diese schwierige Phase zu steuern. Die Gaiberger Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel zieht abschließend das Fazit: „In den 12 Trägerkommunen gibt es so viele engagierte Leute, sodass wir die Neuorientierung gut hinbekommen können, wenn wir alle an einem Strang ziehen.“

(Fotorechte: Stadt Neckargemünd)