Die Schüler der Leimbachtalschule in Dielheim melden sich fleißig. „Was gefällt euch an der Gemeinschaftsschule?“ will Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein (Grüne) von ihnen wissen und bekommt zu hören, dass man mehr gemeinsam macht, die Hausaufgaben in der Schule erledigen kann und danach Freizeit hat, auf verschieden Niveaus lernt, es Kompetenzbalken statt Noten gibt, dass die Lehrer nett und der Unterricht gut ist und es attraktive Angebote wie die Schülerfirma gibt. Und was ist nicht gut? Die Checkliste, sagt ein Schüler, denn wenn er in der Schule nicht fertig werde, müsse er manchmal etwas übers Wochenende nachholen. Seine Lerngruppenkameradin ergänzt: „Mathe und Englisch, da muss ich noch etwas üben.“
Angesichts der in der Bildungspolitik geführten Diskussionen will Katzenstein sehen, wie sich die Gemeinschaftsschulen der Region entwickeln und wo der Schuh drückt. „Wir haben ein gutes Standing in der Gemeinde und großartige Kolleginnen, die das Konzept engagiert umsetzen“, freut sich Schulleiter Patrick Merz. Die Schule ist zweizügig und von den Schülerzahlen her gut aufgestellt. Einige seien mit Gymnasialempfehlung gekommen, etliche arbeiteten auf dem erweiterten Niveau.
„Die Schüler“, berichtet Konrektorin Beate Ringel, „wissen wo sie stehen und entwickeln Ehrgeiz: „Das kann ich schon sehr gut, da möchte ich auch noch gut werden.“ Mit den Lernentwicklungsberichten bekämen sie eine differenzierte Rückmeldung.
Die Balken zeigen nicht nur an, auf welchem Niveau ein Schüler in einem bestimmten Fach lernt. Je nachdem wie weit diese eingefärbt sind geben sie auch Auskunft, bis zu welchem Grad die geforderte Kompetenz erlangt wurde. „Wir müssen jederzeit in Noten umrechnen können, obwohl wir uns einig sind, dass Noten Leistungen nur unzureichend wiedergeben“, sagt Ringel.
„Die Starken und die Schwachen tun sich zusammen“, beobachtet die Konrektorin und weist darauf hin, dass unter den Fünftklässlern drei Inklusionsschüler sind. „Das merkt man nämlich nicht“, schickt sie hinterher. Einer Schülerin, die im Bereich „Lernen“ ihren Förderschwerpunkt hat, gelingt durchaus in einzelnen Phasen und Fächern der Anschluss an das Grundniveau, auch wenn die Grenzen immer wieder deutlich erkennbar sind.
Schulleiter Patrick Merz wünscht sich mehr Rückhalt vom Kultusministerium. Es sei Zeit, Diskussionen zwischen Schularten zu beenden. Der Blick müsse in die Zukunft und auf die Qualität aller Schularten gerichtet sein, pädagogisch wie fachlich. „Wir würden die Ministerin gern einladen, sich unsere Schule mal anzusehen“, ergänzt die Konrektorin.
Merz fürchtet, dass die Politik zurück will zu leistungshomogenen Lerngruppen. Gerade das Konzept der Gemeinschaftsschule zeige aber, wie wertvoll und gewinnbringend für alle Schüler Heterogenität genutzt werden kann. Die Gemeinschaftsschule lebe von Individualisierung und das lebe von der Differenzierung, eigenständigem Arbeiten und einer Mischung aller Begabungen. Dabei stehe immer auch die Leitungsorientierung im besonderen Fokus.
Katzenstein will die entstandene Verunsicherung ausräumen. „Wir als Abgeordnete gehen in die Schulen und machen deutlich: Die Koalition steht zur Gemeinschaftsschule und es werden auch weitere Schulen genehmigt.“
Der Schulleiter fordert außerdem mehr personelle Ressourcen (insbesondere zur qualitativ guten Umsetzung der Inklusion), eine echte Reserve für die Krankenvertretung und „Bordmittel, die wir flexibel einsetzen können“. Ein qualitativ guter Ganztagsunterricht, der über den Anspruch der Betreuung geht, müsse organisiert und begleitet werden, das sei mit einer Schulleiterstunde pro Woche nicht zu leisten. Eine erweiterte Schulleitung mit einem zweiten Stellvertreter wie in Rheinland-Pfalz würde helfen. Außerdem regt er an, das Jugendbegleiter-Programm aufzustocken. Das eröffne neue Möglichkeiten zur Kooperation mit außerschulischen Partnern.
Katzenstein zeigt sich dankbar für die Rückmeldung: „Das ist wichtig, damit ich mich zu Wort melden kann und das bei uns ankommt.“