Auch in Deutschland fühlen sich viele Menschen auf dem Land abgehängt. Zwar geht es der hiesigen Region vergleichsweise gut, doch gibt es auch hier Menschen, die unzufrieden sind. Der ehemalige Ortsvorsteher von Daisbach, Egbert Rudy, ist einer von ihnen.
Daisbach wurde 1971 nach Waibstadt eingemeindet und Rudy sieht das Dorf als Verlierer der Gemeindereform. „Die Menschen in Daisbach wollen auch ausgebaute Straßen mit Gehwegen und wollen erleben, dass die Stadt sich um beide Ortsteile gleichberechtigt kümmert“, betont er. Umso mehr freute er sich, dass sich Landtagsabgeordneter Hermino Katzenstein (Bündnis 90/Die Grünen) viel Zeit für einen Besuch in Daisbach nahm.
Bei einer gemeinsamen Rundtour durch den Ort weist Rudy auf verlassene Häuser und Scheunen, Lücken im Gehweg und bröckelnde Mauern hin und zeigt die Volksbank, die kurz vor der Schließung steht. Zumindest die Parkplätze sollte man erhalten, fordert er. „Die Jungen ziehen weg und die Alten können sich nicht wehren“, sagt der 68-Jährige.
Katzenstein spricht mit dem Ortsvorsteher und Grünen-Kreisrat Winfried Glasbrenner und stellt fest: „Es fällt schon auf, dass trotz Sanierungsgebiet an vielen Häusern im Ortskern nichts gemacht wird.“ Auch einzelne Mauern, die nicht standsicher wirken, bemängelt er. Schon bei einem früheren Besuch in Waibstadt hatte er das Thema Sanierung und Zustand des Ortsteils angesprochen.
Handlungsbedarf sieht Katzenstein auch bei den Feldwegen. „Ich habe seitlich tiefe Spalten gesehen, die sind für Radfahrer heikel“, merkt er an. Das gehöre gemacht, bestätigt der Ortsvorsteher. Die verlängerte Wolfstraße, an der es ein gefährliches Steilstück mit Schotter gegeben habe, sei bereits befestigt worden.
2012 wurde der Ortsteil in das Sanierungsprogramm des Landes aufgenommen und erste Erfolge in Form von liebevoll sanierten Häusern sind auch schon zu sehen.
Glasbrenner sieht verschiedene Gründe, warum Hausbesitzer von den Fördergeldern des Landes nur zögerlich Gebrauch machen. Vielen fehle einfach das Geld für Investitionen, andere hindere die Lage an der Durchgangsstraße und auch persönliche Gründe kennt er, etwa dass Bewohner pflegebedürftig geworden und ins Pflegeheim umgezogen sind.
Bis 2019 laufe das Sanierungsprogramm und zuerst sollten die Bürger zum Zuge kommen. „Wir werden die Leute noch einmal gezielt ansprechen und auf die Fördermöglichkeit hinweisen“, stellt Glasbrenner in Aussicht und merkt an, dass immerhin schon 15 Haussanierungen gefördert worden seien. Prominentes Beispiel: das Gasthaus zur Sonne. Auch Straßen, die kleine Grundschule mit Mehrzweckhalle und zum Schluss das Rathaus sollen noch saniert werden, verspricht er.
Dass der Handy-Empfang miserabel ist, daraus macht Glasbrenner keinen Hehl. Hier werde man um einen neuen Mobilfunkturm wohl nicht herumkommen. Doch er hat auch eine gute Nachricht: Daisbach bekommt ein Glasfaserkabel, das bis zum Verteilerkasten bei der Schule reichen soll. Schnelles Internet gilt in der heutigen Zeit bekanntlich als wichtiger Standortfaktor.
Die übrigen Kritikpunkte kann Glasbrenner nicht nachvollziehen. Auf die Entscheidung der Bank habe die Stadt keinen Einfluss. Und mangelnde Information will er sich auch nicht vorwerfen lassen. Alles werde offen und transparent im gewählten Gremium, dem Ortschaftsrat, behandelt. Am 15. Dezember dann auch der Einwohnerantrag.