Sinsheim (aw). „Die Suche nach Menschenrechten ist der Hauptfluchtgrund“, diese These stellte Erik Marquardt, bis vor kurzem Bundesprecher der Grünen Jugend, an den Beginn seiner Fotodokumentation im Gasthaus Linde.
Über 70 Besucher waren auf Einladung des Landtagskandidaten Hermino Katzenstein und der Grünen Jugend gekommen um mehr über die Balkanfluchtroute zu erfahren. Sie waren gefesselt und betroffen vom Bericht des jungen Mannes. Marquardt begleitete im Sommer und auch jetzt im Herbst Flüchtlinge auf ihrem Weg von der griechischen Insel Lesbos, wo aus der Türkei über 100 Boote am Tag anlanden, bis nach Deutschland.
Schon seine Bilder von der Ankunft am Strand nahmen die Zuschauer mit in die Herzen der Flüchtenden: Einerseits Erleichterung über die lebend überstandene Fahrt, andererseits war den Menschen die Todesangst der Überfahrt und die Ungewissheit des Weiterkommens ins Gesicht geschrieben. Die Reise nahm in der Fotoserie hier erst ihren Anfang. Unzählige Registrierungen nach tagelangem Warten, Grenzübertritte, deren Legalität oft von der Willkür der örtlichen Polizei abhängt und lange Fußmärsche mit schlechter Versorgungslage kennzeichnen den Weg der Menschen über die Balkanroute. Wasser, Lebensmittel und Transport müssen bezahlt werden. Die Geldreserven, angelegt aus dem Verkauf sämtlicher Habe im Herkunftsland, schwinden schnell, auch durch Betrug, Korruption und überteuerte Preise in manchem Transitland. Gleichzeitig sind aber auch Hilfsbereitschaft und Engagement der Ehrenamtlichen in allen Ländern beeindruckend.
Landtagskandidat Hermino Katzenstein leitete die anschließende Fragerunde. Besonders interessant war die Frage, was Politik und Menschen tun können, um Rassismus entgegenzuwirken. „ Empathie ist das Wichtigste. Menschen als Menschen wahrnehmbar machen und nicht als Masse von Flüchtlingen sehen“ so lautete sein Fazit. Aber auch über die hohe Bedeutung schneller Integrationshilfen waren sich alle Anwesenden einig.